Die Geschichte hinter dem Adventskalender
Nach Außen hin war es wieder ein netter kleiner Adventskalender auf der SK-Instagram-Seite. Aber ihr ahnt nicht, welche kleine Dramen sicher dahinter abspielten! Das Protokoll angefertigt von Sven Jentzsch.
Sonntag, 22. November: Vorstandssitzung. Ich bringe eine zweite Auflage des SK-Adventskalenders auf die Tagesordnung, nachdem Chiara diese tolle Idee im letzten Jahr geboren hatte. Jonas rechnet mir die ernüchternden Fakten aus: “Es wird sehr viel Arbeit. Und die Reichweite wird zu 80% aus befreundeten Debattierern bestehen.” Aber seit wann interessieren unseren Vorstand langweilige Fakten? Der Adventskalender wird einstimmig beschlossen, Jonas als Social-Media-Beauftragter und ich als universeller Medien- und Fotomensch übernehmen die Verantwortung.
Montag, 30. November: Am Anfang ist die Motivation am höchsten: Wir erstellen gemeinsam einen Zeitplan für den Dezember. Ich lege einen Adventskalender-Ordner in der Cloud an und entwerfe ein Design-Template für die Türchen. Jonas fragt im Verein nach Kindheitsfotos und Musikbeiträgen. Außerdem schüttelt er mal eben an einem Abend gleich mehrere Top-Meme-Ideen aus dem Ärmel. Sowas habe ich in mehreren Monaten nicht hinbekommen.
Dienstag, 1. Dezember: Der Start ist also eine sichere Kiste– ein traditioneller #Memestag (diese Aktion wurde letztes Jahr beim Adventskalender geboren) mit unserem universellen Meme-Modell Dominik. (Übrigens: Wir haben von Domi das lebenslange Recht auf die Meme-Verwertung seiner SK-Fotos bekommen. Und sind entschlossen, das zu nutzen.) Ich frage Jonas, warum er so lange mit dem Posting wartet, ein Adventstürchen werde doch schon am Morgen geöffnet. Er begründet es u.a. wie folgt: “Dann ist es nicht so schlimm, wenn wir mal mit einem Türchen spät dran sind.” Ich finde das damals noch übervorsichtig. Später werde ich es ihm insgeheim auf Knien danken.
Mittwoch, 2. Dezember: Der Mittwoch war mit Kindheitsfotos ebenfalls kein Problem. Aber nun – spät Abends – sitze ich an der Vorbereitung für den Donnerstag. “Mach dir keine Sorgen“, hatte ich Jonas versprochen, “ich habe eine witzige Konzept-Idee für die Donnerstage“. Nur stelle ich nun fest, dass mein Konzept (ich lasse es hier mal nicht weiter erklärt) nüchtern betrachtet nicht so lustig ist, wie ich es mir im Kopf ausgemalt hatte. Also stehe ich plötzlich mit leeren Händen da. In dieser Situation kann im Verein nur eine helfen– und das ist unsere Social-Media- und Marketing-Legende Anthea. Kleinlaut wende ich mich also nach Mitternacht an sie. Und unser “forest_sloth” zieht sich eine Weile zur Meditation zurück, um dann mit der besten Idee zurückzukommen: Die SK-Sammelkarten sind geboren! Von da an bürgert sich zwischen Anthea und mir ein effektiver Arbeitsprozess ein: Ich denke mir Karten aus und entwerfe sie am PC– Anthea trennt anschließend Witziges von Unwitzigem, schärft den Humor noch mal nach und das Ergebnis kann ich schließlich hochladen.
Samstag, 5. Dezember: Die Münsteraner Turniere stehen an, der Stress nimmt zu. In unserer Kalender-Planung stehen für den Samstag “witzige Tutorials”. Am Ende kommen wir dafür aber nur auf ein älteres Video aus Jonas privater Insta-Story zurück. Ich finde es richtig lustig, weiß aber nicht, ob es die anderen auch so gut finden werden. Mit Möchtegern-Ironie und sehr defensiv (sowie Jonas in den Rücken fallend) lade ich es mit dem Zusatz “#wirkönneneswiederlöschen hoch. Rückblickend wird daraus ein #hätteichmirsparenkönnen: Das Snippet wird einer unser erfolgreichsten Posts des Dezembers. Merke: Jonas Humor geht immer!
Sonntag, 6. Dezember: Ach ja, dann waren da ja noch das “SK musiziert” für die Adventssonntage! Blöd nur, dass Bea und Constanze (die die ersten Ansprechpersonen dafür wären) sowie ich (der die Videosoftware hat) auf dem Nikolausturnier sind. Gut hingegen, dass ich in einer Zoom-Sitzung das Thema einmal angesprochen hatte, und Vic sofort ihre Hilfe angeboten hatte. Stellt sich heraus: Neben einer Millionen anderer Hobbys spielt Vic auch Harfe und Flöte. Und Vic wäre nicht Vic, wenn sie nicht – anstatt “mal eben was einzuspielen”– gleich extra ein Händel-Stück lernt, sich in eine Musik-Software einarbeitet und das Lied zweistimmig aufnimmt. Damit bleibt am Ende des Turnieres nur noch eine Sache offen: Was legt man denn jetzt als Video darunter, wenn Vic sich nicht gefilmt hat? Also richte ich meinen etwas zerzausten, selbstgebastelten Adventskranz etwas her, schraube davor meine Kamera auf ein Stativ, dunkele das Zimmer ab und filme die zwei Kerzen des 2. Advents.
Mittwoch, 9. Dezember: Der starre Plan hat seine Vor- und Nachteile. Ein Vorteil: Er zwingt dich, dich endlich mal um die eingestaubten Inputs und Turnierfinals auf deiner Festplatte zu kümmern und sie auf YouTube hochzuladen. Ein Nachteil: Er lässt nicht viel Flexibilität. Beim Finale der Interventions- und Sanktionsdebatten fehlen uns am Ende drei von acht Finalreden– ich lade es aber trotzdem hoch, allein schon um das Mittwochs-Türchen zu füllen.
Donnerstag, 10. Dezember: Ich habe meinen schwarzen Humor bei der Sammelkarten-Poduktion gesteigert. Nun sind sie erstmals so fies, dass Anthea mildernd interveniert. Ich frage mich noch, ob das ein Kompliment oder bedenklich ist.
Samstag, 12. Dezember: Die Woche über habe ich Fotos und Videos gebastelt. Für die Samstags-Bescherung ist nun Jonas zuständig. Lange passiert… nichts. Langsam werde ich nervös. Dann schickt er mir urplötzlich ein Video per WhatsApp. Es ist ein eigener Mini-Track. Und es ist großartig. Daher überrascht es mich dieses Mal überhaupt nicht, dass er die anderen Türchen in der Reichweite hinter sich lässt. Erneute Memo an mich: Jonas Humor ist unschlagbar.
Sonntag, 13. Dezember: Auch das zweite Adventskonzert hatte seinen Ursprung ganz unverhofft: Als ich mich im SK-Zoom mit Vic über ihre Musik unterhalten hatte, stellte sich heraus, dass Elias – seines Zeichens schon Jahre in der SK – über gleich mehrere Musikinstrumente verfügt. Selbst ich lerne neue Dinge über unseren Verein. Das zugehörige Video drehe ich nach erfolgreicher SK-Plätzchenbackaktion (deren Rezept by Clara am Montag rausgeht).
Samstag, 19. Dezember: Nach einer Woche mit halbwegs pünktlichen, passablen Türchen, kommt es, wie es kommen muss: Jonas möchte wieder was Kreatives schreiben, hängt aber länger als erwartet auf einem Battlerap-Turnier. Ich bin zeitgleich auf dem Bristol ProAm und bejuble erst Nadine und Marius im Gold Finale und anschließend Jonas auf seinem Turnier auf Twitch. Nur ist dann irgendwann Mitternacht und es gab immer noch kein Türchen. Am Ende muss es eine zufällige, leicht weihnachtliche Line auf seinem Rap-Auftritt richten. Ich hätte auch noch andere wählen können:
Weil deine Großmutter zurück zur Reichsmark will, ist sie noch lange kein Eurofighter.
Die Aufgabe war, eine Line mit “Eurofighter” zu bilden.
Wie Battlen, nur ohne Mütter
Aus dem Twitch-Livechat über das Debattieren
Sonntag, 20. Dezember: Das Musikstück ist diesmal weniger ein Problem. Constanze ist eingeplant. Und Constanze liefert wunderschön auf ihrer Harfe. Sie hatte sich bei ihrem Lehrer vorher extra nach Weihnachtsliedern zum Lernen erkundigt– that’s the spirit. Diesmal hadere ich aber mit dem Video: Kranz und Kerzen in der Dunkelheit am 2. Advent; Kranz und Kerzen neben den Backutensilien am 3. Advent– was kann ich diesmal draufpacken? Ich probiere und probiere fast eine Stunde auf meinem Balkon, bis ich auf eine kühne Konstruktion am Geländer komme. Die leicht schiefe Positionierung dürfte Leute mit Zwangsneurosen in den Wahnsinn treiben (und damit meine ich: hauptsächlich mich und meinen Perfektionismus). Während des Drehs habe ich extra einen Behälter Löschwasser neben mir stehen, falls was schiefläuft (ich kenne mich gut).
Donnerstag, 24. Dezember: Wie erkläre ich meinen Eltern, dass mein Stress vor Heiligabend nicht von den Geschenken kommt (die sind fertig), sondern daher, dass ich noch die Weihnachtsdebatte rechtzeitig schneiden und hochladen muss? Am Ende obsiegt das eigentliche Weihnachtsfest, das Dorfinternet macht ohnehin Probleme. Aber irgendwann vor oder nach Mitternacht scheint der Upload – und damit der Kalender – vollständig zu sein. Mir fällt ein kleiner Stein vom Herzen.