Launiger Saisonstart

Im ersten Turnier der Saison erlebt unsere Abordnung in Heidelberg am Vorabend der Bundestagswahl ein spaßiges Wochenende und holt den Nackarwiesencup nach Tübingen.

Es ist der 23. September. Ganz Deutschland schaut der Bundestagswahl entgegen. Ganz Deutschland? Nein, denn die hiesige Debattierszene schaute (auch) auf das erste Turnier der Saison, den Neckarwiesencup in Heidelberg. Vorlesungsfreie Zeit hin oder her- auch die Streitkultur war mit einer großen Delegation vertreten: Als Juroren reisten Marius und Melanie an; Jan gehörte sogar zur Chefjury. Unsere beiden Rednerteams orientierten sich wieder traditionell an der antiken Mythologie; diesmal als „Streitkultur Chronos“ – Gott der Zeit – (Konrad, Elisa, Martin) und „Aletheia“ – Göttin der Warheit – (Lukas, Lennart, Sven). Elisa und Martin sind zwar formal keine Tübinger, aber irgendwie auch „Streitkultur im Herzen“.

Unsere Tübinger Delegation: (v.l.) Martin, Elisa, Konrad, Lennart, Jan, Sven, Lukas, Samuel, Marius und Melanie

Nachdem in gefühlten 1000 Facebook-Nachrichten geklärt worden war, wer mit wem wohin fährt, kamen wir immerhin noch halbwegs pünktlich am Samstagmorgen in Heidelberg an. Angereist waren außer uns u.a. noch Teams aus Münster, Mainz und Berlin. Als Kulisse für die kommenden Debatten diente ein leerstehendes Gymnasium.

Die Themen der Vorrunde griffen wenig überraschend aktuelle politische Debatten auf: Donald Trumps Twitter-Nachrichten, Sanktionen gegen Nordkorea, die Partei DIE PARTEI im deutschen Wahlkampf. In der 4. Vorrunde kamen dann auch die Juristen auf den Geschmack, als es um „Jury Nullification“ ging- ein Verfahren, bei dem eine Gerichtsjury keine Strafe verhängt, obwohl sie von der Schuld des Angeklagten überzeugt ist. Da im Turnier die neue, breitere Punkteskala zur Anwendung kam, bot sich dabei auch für Nicht-Weltklasseredner die Gelegenheit, die „magische“ 50-Punkte-Marke zu durchbrechen.

Zwischen den Debatten war für uns auch Gelegenheit, im Dönerladen ein gesundes Mittagsessen einzunehmen und den Wahlkampfständen der Parteien einen Besuch abzustatten.

Sven, Lukas und Lennart haben Spaß am Wahlkampfstand

Abends sahen die Heidelberger für uns ein Essen in der Mensa vor. Was in Tübingen wohl ein Affront für alle Teilnehmer gewesen wäre, war hier äußerst delikat: Die Heidelberger Mensa kann sich als schmucker Altbau mit großer Auswahl an Speisen – zumindest aus Tübinger Perspektive – sehen lassen. Anschließend fand das sogenannte „Social“ in einer nahegelegenen Cocktailbar statt.

Am Ende des langen Abends kam dann die erfreuliche Nachricht: Die gesamte Streitkultur-Delegation schafft den Sprung ins Halbfinale: Jan, Marius und Melanie als Juroren; „SK Chronos“ auf Platz 1, „SK Aletheia“ auf Platz 4. Für den knappen Einzug von Aletheia sorgte vor allem Lennart, der bester Redner der Vorrunde wurde.

Einziger Wermutstropfen dieser Konstellation: Damit stand fest, dass sich unsere Teams schon im Halbfinale begegnen würden. Andersherum hieß das aber auch: Die Tübinger Finalbeteiligung war – so oder so – gesichert!

Debattierturniere haben die Tendenz, nach hinten hin nicht immer besser zu werden. Die Konzentration nimmt ab, die Müdigkeit zu. Dazu kam am Sonntagmorgen nun also die unerfreuliche Aufgabe, im internen Duell um den Finaleinzug zu kämpfen. Zu allem Überfluss kam nun ein schwieriges Geschichtsthema auf uns zu: „Es ist Oktober 1941. Sollten die Juden eine eigene Armee gründen und sich am Zweiten Weltkrieg beteiligen?“ Um es kurz zu machen: Unser Halbfinale setzte dem Tübinger Debattieren sicher kein Denkmal. Es wurde er zu einem mauen „Wir haben die richtigen Fakten.“-„Nein wir!“ Am Ende stand ein knapper 6-Punkte-Sieg für die „SK Aletheia“.

Das Tübinger Halbfinale- Lennart in Aktion

Im Finale ergab sich so die komische Konstellation, dass sich mit „BDU Chakka“ aus Berlin und unserer „Aletheia“ die Dritt- und Viertplatzierten der Vorrunde im Kampf um den Turniersieg gegenüberstanden. Als Freier Redner stieß noch Konrad hinzu. Unseren Juroren blieb der Finalbreak wegen der Tübinger Beteiligung verwehrt, aber Marius führte als Präsident durch die Debatte. Deren Thema lautete: „Sollte der Staat die Förderung bildender Kunst einstellen?“ Ein kniffliges Thema; vor allem, wenn man – wie bei uns der Fall – nicht mit der Kulturszene vertraut ist. Berlin in der Regierung argumentierte, dass der Staat mit seinem Geld nur systemfreundliche, elitäre Kunst „von Reichen für Reiche“ fördern würde. Wir hielten als Opposition entgegen, dass ohne Förderung die Kunst nur noch elitärer würde und man mit ihr gesamtgesellschaftlichen Nutzen (z.B. über Identitätsstiftung) erhalte.

Nach langer Debatte und noch längerer Jurorenberatung erhielten wir schließlich die freudige Nachricht: Unser Tübinger Team – Lukas, Lennart und Sven – konnte sich durchsetzen und den Nackarwiesencup nach Hause holen. Als bester Redner des Finales durfte sich Lennart darüber hinaus über eine weitere Auszeichnung freuen.

Aber auch für unsere übrigen Teilnehmer endete ein spaßiges Wochenende. Zur Abreise richtete sich der Blick aber nach vorne: Die anstehende Bundestagswahl war dann doch wichtiger.

An dieser Stelle noch einmal eines großes Dankeschön an die Heidelberger Organisatoren für das schöne Turnier!

Streitkultur Aletheia- (v.l.) Lennart, Lukas, Sven

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